„Aber der junge Mann war doch so nett. Ich hätte nie gedacht, dass der mich belügt und betrügt.“ Solche oder ähnliche enttäuschende Worte hört man von Menschen, die Opfer eines Betrügers wurden, immer wieder. Natürlich sind Betrüger immer nett, höflich und wirken vertrauensvoll. Ansonsten wären sie nämlich für diese Art des kriminellen Gelderwerbs völlig ungeeignet.
Betrüger sind perfekte Blender, Lügner, Täuscher. Sie beherrschen es, Menschen zu manipulieren, nutzen Unkenntnis, Vertrauensseligkeit, Leichtgläubigkeit gnadenlos aus. Sie haben ein Gespür für die Schwächen und Sehnsüchte der Menschen und wissen so genau, wie sie sich gegenüber dem potenziellen Opfer verhalten müssen. Sie sind anpassungsfähig, redegewandt und besitzen schauspielerische Talente.
Und nun die gute Nachricht: Wir sind diesen hinterhältigen Zeitgenossen nicht schutzlos ausgeliefert. Es gibt eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensweisen, die uns dabei helfen, Betrugsversuche zu erkennen bzw. die dazu führen, dass die Betrüger nicht zum Zuge kommen, weil sie erkennen, dass sie mit uns nur ihre Zeit verschwenden würden.
Natürlich steckt nicht hinter jedem Lächeln oder freundlichen Wort ein böser Betrüger. Wer aus Angst vor den heimtückischen Ganoven in allen Lebenssituationen misstrauisch seine Verteidigung bis zum Anschlag hochfährt, wird auch die vielen schönen Begegnungen, Erfahrungen und Momente verpassen, die das Leben für uns bereit hält. Es kommt also auf ein gesundes Maß an Misstrauen und Vorsicht an und auf die jeweilige Situation. Vor allem wenn es ums Geld, um Geschäfte und Verträge geht, sollten wir mit Umsicht agieren.
Einige der hier vorgestellten Vorsichtsmaßnahmen sind zweifellos sehr aufwendig und können bzw. sollten nur dann zur Anwendung kommen, wenn es ums Geschäft geht oder bereits ein vager Anfangsverdacht eines möglichen Betruges vorliegt. Übrigens: Viele dieser Maßnahmen helfen nicht nur Wohnungs- und Immobiliensuchenden, sonder sind allgemeingültig oder können in abgewandelter Form auch auf andere Geschäftsbereiche und Lebenssituationen angewendet werden.
Nie in Vorleistung gehen
Der beste Schutz vor Geldverlust an einen Betrüger ist folgender Rat: Niemals mit Geld in Vorleistung gehen!
Zahlen Sie kein Geld in Voraus, auch dann nicht,
- wenn Ihnen der Anbieter eine rührselige Geschichte erzählt
- wenn der Anbieter eine Bearbeitungsgebühr oder dergleichen verlangt
- wenn der Anbieter zu verstehen gibt, dass Sie mit einem gewissen Geldbetrag sein Wohlwollen erkaufen und er davon den Zuschlag abhängig macht
- wenn der Anbieter für die Übernahme von Einrichtungsgegenständen (zum Beispiel Einbauküche) einen Geldbetrag in Vorkasse verlangt
Anzeige kritisch prüfen
Nie auf nur eine Quelle verlassen. Informationen immer durch mindestens eine zweite unabhängige und zuverlässige Quelle überprüfen. Dies ist der Grundsatz seriösen Journalismus. Auch wenn Sie kein Journalist sind, so kann Ihnen diese Herangehensweise im Leben viele Enttäuschungen, Irrtümer, Manipulationen und Verluste durch Betrug ersparen.
Eine zweite, unabhängige Quelle können Internet oder soziale Netzwerke sein, aber auch Behörden (zum Beispiel Bauamt), Institutionen (zum Beispiel Makler-Berufsverbände) und Firmen (zum Beispiel an der Reko beteiligte Handwerksbetriebe). Die zuverlässigste Quelle ist natürlich die Realität selbst. Wenn die Möglichkeit besteht, fahren Sie zu der angegebenen Adresse und überprüfen Sie die Angaben direkt vor Ort. Sprechen Sie auch mit Anwohnern oder Personen, die Sie im Umfeld antreffen. Denn auch diese Personen sind eine gute Informationsquelle. Sie wissen oft Details, die Makler oder Eigentümer gern verschweigen. Informationen der Anwohner können auch helfen, eine Abzockfalle zu entdecken, wenn sie zum Beispiel wissen, dass das beworbene Objekt nicht zum Verkauf steht oder neu vermietet wird.
Hat eine Offerte Ihr Interesse geweckt, prüfen Sie die Anzeige kritisch nach eventuellen Indizien für einen möglichen Betrugsversuch.
Bilder überprüfen
Verlassen Sie sich nicht auf den guten Eindruck, den Bilder in der Anzeige bei Ihnen erwecken. Die Fotos können manipuliert sein oder nicht das beworbene Objekt, sondern ein ganz anderes Haus zeigen.
Sichere Anzeichen, dass ein Foto in einer Immobilienanzeige ein Fake ist, gibt es leider nicht. So etwas kann man nur durch Recherchen herausfinden. Dieser Abgleich mit der Realität, die sogenannte Verifizierung, ist jedoch unter Umständen sehr aufwendig.
Besteht die Möglichkeit, so sollten Sie zur Adresse fahren. So können Sie sich sehr einfach mit eigenen Augen davon überzeugen, ob die Fotos das Objekt korrekt wiedergeben.
Ist ein persönliches Aufsuchen des Objektes zum Beispiel aufgrund der derzeitigen großen Entfernung nicht möglich, so können Sie vielleicht eine Vertrauensperson, die in der Nähe des beworbenen Objektes wohnt, bitten, zur angegebenen Adresse zu fahren und mit dem Smartphone einige Fotos zu schießen. Mit diesen Bildern hätten Sie einen direkten Vergleich.
Eine Möglichkeit der Bildverifizierung aus der Ferne, ist die Untersuchung, wie wahrscheinlich es ist, dass dieses Gebäude überhaupt in der angegebenen Region steht. Stimmen Architektur und Bauart mit der dortigen dominierenden Bebauung überein? So ist es beispielsweise unwahrscheinlich, dass mitten in einem dicht besiedelten Stadtteil mit vorwiegend mehrstöckigen Mietshäusern auch Reihenhäuser oder Einfamilienhäuser aus den 50gern stehen. Handelt es sich hingegen um ein Wohngebiet, das nach dem Zweiten Weltkrieg entstand, so werden Sie dort keine Wohngebäude im Jugendstil finden. Zudem hat natürlich jede Region in Deutschland ihren eigenen Baustil. Die Häuser im Erzgebirge sehen anders aus als jene an der Küste oder im Bayrischen Wald. Auch die ostdeutsche und westdeutsche Architektur zu Zeiten der Teilung Deutschlands weist deutliche Unterschiede auf.
Achten Sie auf die Details am Rande. Bilder verraten manchmal mehr, als sie sollen. Vielleicht sind Straßenschilder, Hausnummern, Autokennzeichen oder andere Dinge zu sehen, die Rückschlüsse ermöglichen. Was zeigt der Hintergrund? Sind dort Dinge zu sehen, die für die Region typisch bzw. untypisch sind?
Dass Fotos unter Umständen mehr verraten als sie sollen, wissen natürlich auch viele Betrüger und wählen manchmal mit Absicht Fotos aus, auf denen nicht viel zu erkennen ist. Daher sollte man misstrauisch werden, wenn die Bilder nur unwichtige Details in Nahaufnahme zeigen, zum Beispiel eine Bandarmatur, einen Türgriff oder einen Fliesenspiegel.
Eine weitere Möglichkeit, eine Abzockfalle mithilfe der verwendeten Bilder zu erkennen, ist die Bilderrückwärtssuche über das Internet. Landen Sie dabei mehrere Treffer und werden die Fotos in völlig anderen Zusammenhängen verwendet, handelt es sich bei der entsprechenden Anzeige mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Betrugsversuch. Viele Ganoven kopieren sich nämlich irgendwo aus dem Internet hübsche Fotos, um damit ihre Abzockfalle zu schmücken und potenzielle Opfer anzulocken.
Wer ist der Anbieter?
Holen Sie sich Hintergrundinformationen zum Anbieter.
Man sollte immer wissen, mit wem man es zu tun hat im Leben. Dies gilt besonders bei geschäftlichen Angelegenheiten.
Holen Sie sich Hintergrundinformationen über den Anbieter. Das kann zum Beispiel ein Makler, eine Wohnungsverwaltung, aber auch eine Privatperson sein. Wichtige Quellen für Recherchen sind das Internet und soziale Netzwerken. Hat jemand schlechte Erfahrungen mit einem Anbieter gemacht, so bleibt dies im Netz meist nicht verborgen. Auch Berufsverbände wissen, welche Makler am Markt seriös sind und kennen Schwarzen Schafe. Verbraucherverbände wissen, mit welchen Maschen Ganoven gerade aktiv sind.
Betrüger geben natürlich ihre wahre Identität in einer Anzeige nicht preis. Wird kein Name genannt oder ein Allerweltsname wie Müller oder Meier, sodass nicht herauszufinden ist, wer hinter der Anzeige steckt, ist größte Vorsicht geboten. Bestehen Sie in diesem Fall bei einem ersten Telefonat auf klare Angaben zur Person oder der Firma, die hinter dem Angebot steckt und überprüfen Sie im nächsten Schritt, ob die Angaben stimmen. Versucht der Gesprächspartner, den Fragen nach der Identität auszuweichen, ist dies sehr verdächtig und es könnte sich um einen Betrüger handeln.
Überprüfen Sie, ob das Wohnungsangebot im Internet mehrfach auftaucht und wenn ja, ob unterschiedliche Kontaktangaben gemacht werden. Dies könnte dann nämlich auch auf einen Betrugsversuch deuten. In diesem Fall hat ein Betrüger eine seriöse Anzeige kopiert und nur seine Kontaktdaten eingefügt. Ein guter Schutz vor dieser Abzockfalle ist es, ALLE gefundenen Kontaktdaten unverbindlich anzurufen (am besten mit unterdrückter Telefonnummer und ohne Nennung Ihres wahren Namens) und nachzufragen, warum die Wohnung bzw. das Haus von verschiedenen Leuten angeboten wird. Während der Ganove versuchen wird, sich redegewandt raus zu winden, wird der echte Anbieter ganz überrascht reagieren von dem betrügerischen Trittbrettfahrer. Oder er hat bereits Kenntnis darüber, dass seine seriösen Anzeigen missbraucht werden und wird Sie entsprechend warnen.
Vorsicht bei der Preisgabe von persönlichen Informationen
Geben Sie erst dann vertrauliche Daten preis, wenn Sie sicher sind, dass es sich um einen seriösen Anbieter handelt.
Natürlich möchte auch der Anbieter wissen, wer Sie sind. Schließlich möchte er ebenfalls sein Geschäftsrisiko gering halten und zum Beispiel wissen, ob Sie sich die Miete leisten können. Allerdings sollten Sie bei den ersten Kontaktaufnahmen sehr wenige Angaben zur Person machen, denn Betrüger haben es oft auch auf Informationen abgesehen, die sie dann für kriminelle Aktivitäten einsetzen. Wenn Sie beispielsweise ausplaudern, dass Sie in den nächsten 14 Tagen nicht erreichbar sind, weil Sie in den Urlaub fahren und auch noch Ihre Adresse angeben, ist dies – falls ein Ganove am Telefon ist – eine Einladung für einen Wohnungseinbruch.
Geben Sie erst dann vertrauliche Daten preis, wenn Sie sicher sind, dass es sich um einen seriösen Anbieter handelt. Üblich sind Vorlagen zur Selbstauskunft, in denen Sie als Mietinteressent Angaben zur Person, Beruf, Arbeitsverhältnis, finanziellen Situation (Schuldenfreiheit), zu bisherigen Mietverhältnissen usw. machen müssen.
Aber bei dieser Selbstauskunft gilt, der potenzielle Vermieter muss nicht alles wissen und darf nicht alles fragen. Unzulässig sind Fragen zum privaten Bereich wie Religion, sexueller Orientierung, Kinderwunsch bzw. Familienplanung, Hobbys usw. Hierauf dürfen Sie „kreativ“ antworten.
Vorsicht bei Onlineregistrierung
Hinter einer schönen Homepage könnte sich eine Abzockfalle verbergen.
Vor einer Registrierung sollten Sie gewissenhaft den Anbieter und die Seite selbst prüfen. Benutzen Sie eine aktuelle Schutzsoftware. Unseriöse Seiten sind oft bekannt und werden dann geblockt. Klicken Sie sich nicht schnell durch die Seiten, sondern lesen Sie aufmerksam den Inhalt, bevor Sie auf irgendwelche Links klicken. Ein beliebter Trick ist es, einen Button harmlos erscheinen zu lassen, ihn mit „Weiter“ oder „OK“ zu kennzeichnen und irgendwo im klein gedruckten Text den Hinweis zu verstecken, dass man mit dem Klick auf diesen Button sein Einverständnis gibt, dass die Daten weiterverwendet werden dürfen, man mit Werbung zugeschüttet werden möchte oder im schlimmsten Fall verbindlich einen kostenpflichtigen Vertrag eingeht.
Um Spams und Phishingmails zu vermeiden, sollten Sie nicht Ihre normale Privat-E-Mail- oder Geschäfts-E-Mail-Adresse verwenden. Generieren Sie sich eine kostenlose Mailadresse nur für diese eine Anmeldung. Sollten Sie plötzlich auf dieser Adresse Mails erhalten, die nicht von dem Anbieter bzw. Seitenbetreiber stammen, so ist höchste Vorsicht geboten.
Emotionalen Abstand halten
Bei Kontakt zum Anbieter immer emotional Abstand halten und nur auf die eigentliche Sache konzentrieren. Betrüger versuchen oft auf manipulative Art eine Vertrauensbasis aufzubauen und mit emotionalen Geschichten an Ihr Geld zu kommen. (siehe Link „Geschichtenerzähler“)
Es mag hart klingen: Wohnungskauf oder das Abschließen eines Mietvertrages ist ein Geschäft. Sie wollen eine Wohnung und keine Geschichten hören. Wenn Ihnen der Sinn nach emotionalen Geschichten steht, kontaktieren Sie keinen Wohnungsanbieter, sondern schauen Sie sich einen Film an oder lesen ein gutes Buch.
Beim Geld hört die Freundschaft auf. Und der Anbieter ist nicht mal Ihr Freund. Sie sind ihm zu nichts verpflichtet.
Blocken Sie höflich, aber bestimmt das Erzählen von Geschichten ab (was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß), in dem Sie den Erzählfluss durch konkreten Fragen nach der Wohnung unterbrechen. Ist es ein seriöser Anbieter, der nur gern ein Schwätzchen hält, so wird er zum geschäftlichen Teil übergehen. Ist es ein Betrüger, so merkt er schnell, dass er mit seiner Masche gegen eine Mauer rennt und sucht nach leichtgläubigeren Opfern.