Die von Betrügern in Immobilienplattformen platzierten Fake-Anzeigen sind oft so professionell gemacht, dass man nicht sofort die Abzockfalle erkennt. Ist ja auch Ganovenlogik. In eine stümperhafte Falle, die man schon aus der Ferne als solche erkennt, tappt keiner hinein. Dennoch gibt es eine Reihe verdächtiger Indizien. Diese können, müssen aber nicht zwangsweise auf einen Betrugsversuch hindeuten, sondern können auch einen harmlosen Hintergrund haben (zum Beispiel ein Tippfehler bei der Adresse). Beim Entdecken eines verdächtigen Details sollte man aber auf jeden Fall besonders skeptisch sein, genauer hinschauen und mit Vorsicht agieren.
Finden Sie in einer Immobilienofferte eine oder mehrerer dieser Indizien, könnte ein Betrugsversuch dahinter stecken:
Niedriger Preis
Der Preis ist heiß! Niemand hat etwas zu verschenken! Vermeintliche Schnäppchen sind oft nur Abzockfallen.
Dass man über einen günstigen Preis Käufer anlocken kann, wissen erfahrene Kaufleute, aber auch Ganoven. Zudem ist es wissenschaftlich bewiesen, dass durch niedrige Preise in uns Menschen der Urinstinkt des Jägers geweckt wird. Ist erst mal der Wunsch da, dieses einmalige günstige SUPER-Angebot nicht verpassen zu wollen, mutiert selbst so mancher vorsichtige Mensch zu einem leichtsinnigen Schnäppchenjäger, der schnell zuschlägt ohne gründliches Nachdenken oder Prüfen des Angebotes. Daher schmücken skrupellose Ganoven ihre Abzockfallen meist mit einem sehr günstigen, konkurrenzlosen Preis.
Natürlich ist ein Miet- oder Verkaufsangebot, das unter den üblichen Ortspreisen liegt, nicht zwangsläufig ein Hinweis auf eine Abzockfalle. Der niedrige Preis könnte auch darauf hindeuten, dass die Immobilie schwer zu vermieten oder zu verkaufen ist, weil irgendwas mit ihr nicht stimmt (z.B. schlechter Zustand, schlechtes soziales Umfeld usw.).
Betrüger rechnen natürlich damit, dass bei einer Kontaktaufnahme nach dem Grund des günstigen Preises gefragt wird und versuchen, redegewandt mit abenteuerlichen Geschichten die Bedenken ihrer potenziellen Opfer zu zerstreuen.
Siehe auch Link zu „Geschichtenerzähler“
Verräterische Worte
Orthografische Fehler, seltsamer Satzbau, ungebräuchliche Formulierungen. Macht eine Anzeige durch Form und Inhalt einen unprofessionellen Eindruck, ist Vorsicht geboten.
Ist die Immobilienanzeige in einem guten Deutsch verfasst? Oder beinhaltet der Text viele Rechtschreib- und Grammatikfehler? Ist der Satzbau irgendwie seltsam und für die deutsche Sprache unüblich oder werden unbeholfene bzw. unübliche Formulierungen verwendet? Manche Anzeigentexte sind sogar unfreiwillig komisch. Zum Lachen ist das Ganze aber dennoch nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein seriöser Immobilienbesitzer oder gar Makler mit angeborener Lese-Rechtschreibschwäche diese Anzeige verfasst hat, geht gegen Null.
Viele Betrüger operieren international und für sie erscheint der deutsche Markt sehr lukrativ. Darüber hinaus war es dank Internet noch nie so leicht, von überall auf der Welt Abzockfallen aufzustellen. Wer aus dem Ausland agiert, kann schneller untertauchen. Die Strafverfolgung ist erschwert. All dies sind ideale Bedingungen für Gauner und ihre dubiosen Machenschaften.
Die Betrüger wissen natürlich um ihre Sprachschwäche und dass sie damit auffallen. Sie versuchen, aus dieser Not eine Tugend zu machen und verheimlichen erst gar nicht, dass sie Ausländer sind. Auf Nachfrage geben sie zum Beispiel an, dass sie die deutsche Immobilie von fernen Verwandten geerbt hätten. Dabei mimen sie meist noch den blutigen Leihe und erwecken den Eindruck, dass sie leicht über den Tisch zu ziehen sind, weil sie vom Immobiliengeschäft im Allgemeinen und vom deutschen Immobilienmarkt im Besonderen keine Ahnung hätten.
Um es klar zu sagen. Nicht jeder Ausländer, der auf dem deutschen Markt Immobiliengeschäfte betreibt, ist ein Betrüger. Allerdings ist eine auffallend mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache ein Warnsignal.
Bilder lügen doch
Bilder sagen mehr als Tausend Worte und oft auch die Unwahrheit.
Bilder sagen bekanntlich mehr als Tausend Worte und können einen sehr guten ersten Eindruck von dem Umfeld des Gebäudes, dem baulichen Zustand oder der Ausstattung vermitteln. Deshalb ist die Bebilderung von Immobilienanzeigen ein ideales Mittel, um das Objekt vorzustellen.
In den Anfängen der Fotografie entstand das geflügelte Wort „Bilder lügen nicht“. Damals war das Manipulieren von Fotos selten und fiel meist im wahrsten Sinne des Wortes sofort ins Auge. In unserer heutigen Zeit gilt der Spruch nicht mehr, denn selbst Laien können Bilder nahezu perfekt fälschen.
Obwohl die meisten Menschen das wissen, ist das Vertrauen in Bildern noch immer sehr hoch. Wie zahlreiche Beispiele zeigen, ist es sehr leicht, Menschen mit gefälschten Bildern zu täuschen und zu manipulieren. Vielleicht hat dies etwas damit zu tun, dass wir über die Augen rund 90 Prozent aller Wahrnehmungen aufnehmen und wir uns evolutionär bedingt auf optische Eindrücken sozusagen auf dem ersten Blick verlassen.
Die Bandbreite von möglichen Veränderungen an Bildern ist groß. Sie beginnen beim Verbessern der Schärfe oder oder dem Aufhellen eines zu dunklen Bildes, gehen über Veränderung von Farbdetails (die graue Fassade erhält einen frischen Farbanstrich per Mausklick) und reicht bis hin zum Entfernen von Bildinformationen (Wegretuschieren eines rauchenden Kraftwerkschornsteins im Hintergrund). Die Grenzen zwischen problemloser Aufhübschung und verfälschender Manipulation sind fließend. Der wohl umfangreichste Bildbetrug ist die Verwendung komplett falscher Fotos (es wird also zum Beispiel ein völlig anderes Haus gezeigt).
Gerade weil wir geneigt sind, Bildern zu vertrauen, sollten wir es zur Routine machen, sie mit einem gesunden Misstrauen zu konsumieren und sie zumindest bei wichtigen, bedeutenden Dingen – wie eben einem Immobiliengeschäft – zu hinterfragen.
Denken Sie beim Betrachten von Fotos immer daran (gilt nicht nur für Immobilienanzeigen): Bilder sagen zwar mehr als Tausend Worte, aber leider oft auch die Unwahrheit.
Auf die Details kommt es an
Fehlen wichtige Angaben? Bei spärlichen oder schwammig formulierten Informationen ist Vorsicht geboten.
Eine mögliche Abzockfalle in einem Immobilienmarkt kann man auch an dem erkennen, was nicht in ihr enthalten ist. Es gehört quasi zum Standard eines seriösen Angebotes, dass in der Anzeigen eine ganze Reihe von Informationen genannt werden. Diese beginnen mit der korrekten Adresse gehen weiter über Wohnungsgröße, Kalt- und Warmmiete, Energieausweis und reichen bis hin zu Ausstattungsdetails wie Balkon, Stellplatz, Fahrstuhl, Fußbodenheizung, Gäste-WC usw.
Ist die Beschreibung der Wohnung eher spärlich oder schwammig gehalten, so ist Vorsicht geboten. Clevere Betrüger gehen bei der Gestaltung ihrer Abzockfallen aus zwei Gründen sparsam mit Informationen um. Die Verbrecher wissen ganz genau: Je mehr eine Lüge (um genau das handelt es sich ja bei einer betrügerischen Fake-Anzeige) mit Details ausgeschmückt wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auffliegt.
Der zweite Grund: Ein seriöser Makler möchte mit den konkreten, ausführlichen Informationen erreichen, dass nur der enge Personenkreis angesprochen wird, der sich für genau diese eine Wohnung interessiert. Ein Betrüger möchte eher das Gegenteil erreichen, nämlich den Kreis der möglichen Interessenten groß halten. Wenn dann ein angelocktes potenzielles Opfer Kontakt aufnimmt, um mehr Informationen zu erhalten, wird geschickt nach dessen konkreten Wohnwünschen gefragt, um ihn dann freudig mitzuteilen, dass die beworbene Wohnung angeblich genau das habe, was sich der Suchende erhofft.
Unklare Identität des Anbieters
Wer steckt hinter der beworbenen Immobilie? Ist die Identität verschleiert, so ist Vorsicht geboten.
Betrüger möchten natürlich ihre wahre Identität verbergen. Daher geben sie als Kontaktdaten oft keine Namen an (schreiben zum Beispiel „Vermietung durch privat“ oder ähnliches), nennen nur eine Handynummer oder eine seltsam klingende E-Mail-Adresse. Einige benutzen sogar falsche Identitäten, indem sie zum Beispiel die Namen seriöser Immobilienmakler missbrauchen oder in die Rolle von Privatpersonen schlüpfen, denen sie vorher die Ausweise gestohlen haben.
Seriöse Makler und Wohnungsverwaltungen geizen hingegen nicht mit Informationen über ihre Identität, geben ihren Namen bzw. den ihrer Firma an, die Adresse, Telefonnummer, E-Mail und meist auch Homepage.
Haben Sie eine Offerte gefunden, die Ihr Interesse weckt, so versuchen Sie vor der ersten Kontaktaufnahme, möglichst viele Hintergrundinformationen über den Anbieter herauszufinden.
Der Copy & Paste-Trick
Überprüfen Sie, ob das Inserat mehrmals im Internet auftaucht, aber mit verschiedenen Anbietern bzw. Kontaktdaten. Ist das der Fall, könnte es sich um eine Abzockfalle handeln.
Die Kopier- und Einfüge-Funktion beim Umgang mit elektronischen Dokumenten ist eine tolle Erfindung. Sie erleichtert uns die Arbeit am Computer, aber leider auch die „Arbeit“ der Ganoven. Ein beliebter Trick der Betrüger ist es nämlich, echte Anzeigen zu kopieren. Sie ersetzen lediglich die Kontaktangaben der seriösen Anbieter durch ihre eigenen Telefonnummern und E-Mail-Adressen und veröffentlichen die so manipulierte Anzeige erneut im Immobilienmarkt.
Daher sollten Sie über eine Internetsuche überprüfen, ob die Offerte, für die Sie sich interessieren, mehrmals im Netz auftaucht. Ist das der Fall, vergleichen Sie die Kontaktdaten genau. Gibt es Abweichungen, ist dies ein Indiz für eine mögliche Abzockfalle und Vorsicht geboten.
Natürlich können die Abweichungen bei den Kontaktdaten auch einen harmlosen Hintergrund haben (z.B. Umzug des Immobilienmaklers, Zusammenarbeit des Maklers bzw. Anbieters mit mehreren Vertriebspartnern).